Einblick hinter Mauern
Im September besuchten die Jugendlichen des Wahlfachangebotes der Oberstufe die geschlossene Vollzugsanstalt in Affoltern am Albis. Die Bedeutung dieser Erfahrung sehen Sie hier.
Mateja Kutlesa,
Mit den Jugendlichen unserer Pfarrei haben wir eine eindrucksvolle Erfahrung gemacht: ein Besuch im geschlossenen Vollzug in Affoltern am Albis. Der grosse Andrang zeigt, wie wichtig diese Begegnung für viele ist – daher bieten wir die Veranstaltung an zwei Terminen an. Während des Besuchs beschäftigten sich die Jugendlichen intensiv mit der Frage, was Freiheit für sie bedeutet und ob jeder Mensch einen guten Kern hat.
Inspiration bot die Bibelstelle Matthäus 25:35-36, in der Jesus zeigt, dass er sich mit den Leidenden identifiziert – den Hungrigen, Kranken und Gefangenen. Sie lehrt uns, dass jeder Mensch Würde besitzt, unabhängig von seinen Taten oder Lebensumständen. Jesus fordert dazu auf, mit Mitgefühl und Barmherzigkeit zu begegnen, anstatt zu verurteilen. Besonders Gefangenen können wir durch Besuche Hoffnung und die Möglichkeit eines Neubeginns schenken.
Für uns Christen ist Freiheit mehr als die blosse Möglichkeit, tun und lassen zu können, was wir wollen. Wahre Freiheit bedeutet, innerlich frei zu sein – von Hass, Schuld oder Angst. Diese christliche Freiheit des Herzens und Geistes bringt Verantwortung mit sich: Gutes zu tun, anderen zu helfen und unser Leben nach Jesu Vorbild zu gestalten.
Während der Führung im Gefängnis beantwortete jeder Jugendliche für sich wichtige Fragen. Im Anschluss wurden die Gedanken in Gruppen weiter vertieft. Mithilfe von Postkarten, auf denen Reflexionsfragen standen, notierten die Jugendlichen stichwortartig ihre Antworten und tauschten sie untereinander aus. So entstanden bewegende Einblicke, die die unterschiedlichen Perspektiven und Emotionen sichtbar machten.
Die ausgewerteten Antworten auf den Karten zeigen: Der Besuch hat bei vielen Jugendlichen bleibenden Eindruck hinterlassen. Er öffnete die Augen für die Würde jedes Menschen und regte dazu an, über eigene Werte, innere Freiheit und die Verantwortung, anderen zu helfen, nachzudenken.
Mit diesen intensiven Erfahrungen verabschiedeten wir uns – bereichert durch die Erkenntnis, dass Freiheit nicht nur äusserlich, sondern vor allem eine Frage des Herzens ist.
Mateja Kutlesa,
Katechetin in Ausbildung / Jugendarbeiterin